7:30 Uhr stand ich auf und duschte - die Ausstattung ist hier einfach, aber gut und ausreichend für den Preis. Dann packte ich meine Sachen, frühstückte und bereitete mich auf Rumänien vor, indem ich die Reiseinformationen studierte, die ich in verschiedener Form dabei habe.

10:00 Uhr fuhr ich dann los, tankte unterwegs noch für das restliche ungarische Geld und fuhr 12:00 Uhr über die Grenze. Die Kontrollen schienen hier etwas genauer zu sein, ich wartete aber auch nur eine halbe Stunde, bekam in den Reisepass, der für Rumänien zwingend notwendig ist, ein paar Stempel und musste auch die Fahrzeugpapiere vorweisen. Gleich nach der Grenze tauschte ich 50 Euro und wurde so zum Millionär - 1,5 Millionen Lei waren es etwa, in vielen 100.000er-Scheinen. An der Tankstelle gleich nebenan tankte ich voll und versuchte mich dann an die Umrechnerei heranzutasten, stellte mein Auto hinter die Tankstelle und rechnete so vor mich hin. Nach einer Weile kamen zwei Jungen mit Wischeimer und Lappen vorbei und begannen trotz meiner abwehrenden Handbewegungen, Scheiben und Spiegel zu putzen. Na ja, dachte ich, das wird interessant, ließ sie also gewähren und war schon gespannt auf den Moment, wenn die Rechnung kommt. Dann war es so weit, und die Verhandlungen über den Preis gingen los. Sie waren auf 5 Euro aus, und wir diskutierten endlos über Preise und den Wert meiner Währung, weil ich natürlich meinte, für solch unverlangten Service weniger bezahlen zu müssen. Letztlich zahlte ich noch mehr als die 5 Euro, einen Teil in der Landeswährung, und war doch froh für mich zu beobachten, wie die kleinen Halsabschneider argumentierten und wie diese Art Spiel läuft. Bei den beiden hatte ich das Gefühl, ich hätte die Situation im Griff. Etwas mehr Bedenken hatte ich, als ein etwas älterer Typ auftauchte und Geld dafür haben wollte, dass ich hier an diesem Fleck stehe - so eine Art Parkgebühr, und dann erklärte er noch, er würde irgendwie Ärger mit seinem Chef bekommen, wenn er nichts bekäme (ich hörte dabei schon ein wenig heraus, dass ich der sein könne, der Ärger bekommt), und ich verhandelte wieder etwas hin und her wie viel, gab auch etwas, nicht so viel wie für den teuren Scheibenwäscherservice. Schließlich kamen noch zwei Typen an, die schon vor der Tankstelle mit verschiedenem geschnitzten Holzzeug gelauert hatten (extrem hässliche Sachen), das sie mir jetzt "besonders günstig" aufdrehen wollten. Ich hatte alle Hände voll zu tun, die ganzen Leute abzuwimmeln und nicht noch eine Hand oder eine Holzvase mit der Tür abzuklemmen. Für den Start in Rumänien hatte ich erst einmal keinen guten Eindruck gewonnen - die Leute waren zwar nicht wirklich aggressiv, und ich wähnte mich noch ganz sicher, weil die Tankstelle gleich nebenan war, aber es war unglaublich lästig und machte Angst vor ähnlichen Abenteuern, die nicht so gut ausgehen könnten.

Nach gelungener Flucht fuhr ich erst einmal eine ganze Weile, hielt erst wieder in der Stadt Arad. Die Straßen bis hier her waren sehr gut, aber in der Stadt und allgemein bei Bahnübergängen zum Teil sehr schlecht, an manchen Stellen regelrecht gefährlich, wenn man sich an die guten Straßen über Land gewöhnt hat - es hieß also höllisch aufpassen.

Die Neubauten fielen mir auf, sie sind zum Teil richtig furchtbar anzusehen. Später fielen mir noch mehrere Dinge auf, die mir unglaublich schienen, wie die Kuh, die vor einem Hochhaus mitten in der Stadt graste, an einer Stelle, wo eigentlich nichts zu grasen war.

Es war sehr viel Polizei in den Ortschaften zu sehen, in fast jedem Dorf stand ein Officer an der Straße. An die vorgegebenen Geschwindigkeiten scheint sich niemand zu halten, vor allem die Trucks fahren auf Landstraßen gleichbleibend wie im Ort über 90 km/h. Im Ort hatte ich damit oft Probleme, da ich mich nicht so recht traute schneller als 50 km/h zu fahren - manchmal fuhren die Laster auch langsamer - es war aber nicht auszumachen, wann und warum.

Die Dörfer jedenfalls waren malerisch, die Landschaft verträumt romantisch, bisweilen sah ich eine Burgruine, der Wald erinnerte an Deutschland oder erschien doch eher wie ein verklärtes Bild von deutschem Wald, so wie er in Märchen oft erscheint - urwüchsig und düster, oder zauberhaft vielfältig mit tausenden Sorten von Grün.

Es wurde dann später als gewünscht, und dunkel, es war nicht leicht den Weg zu finden ins Dorf Turnu Rossu, die Straßen waren teilweise nicht markiert, weil im Bau - trotzdem, es gibt wahrscheinlich nicht so viele Möglichkeiten falsch zu fahren, also fand ich doch ganz gut was ich suchte.

Die Straße nach Turnu Rossu war zum Teil sehr schlecht, noch dazu geriet ich erst auf einen Nebenweg, der kaum fahrbar war und an einer Baustelle endete. Nachdem ich umgekehrt war und die richtige Straße gefunden hatte, fragte ich im Dorf ein paar junge Leute nach Ileana, die in der Post arbeite - meine Anlaufadresse. Wie schon im Voraus vermutet, war sie bekannt, und ich nahm einen jungen Mann mit, der mir den Weg zum Haus zeigte. Der Onkel von Ileana, wie vorangekündigt ein ziemlich missmutiger Typ, ließ uns nicht ein und meinte, Ileana sei nicht da. So fuhren wir zur Post und telefonierten Ileanas Mutter an, die nach einer kurzen Weile denn auch gelaufen kam, und mit der wir wieder zur ersten Wohnung fuhren. Nachdem ich ein paar Sachen abgeladen hatte, ging es in ein anderes Dorf, wo wir Ileana abholten, die dort auf einer Tauf-Feier gewesen war. Ein ziemliches Chaos, das alles.

Als wir dann wieder zurück waren, machte mir Ileana ein Abendbrot - ziemlich einfach aber in Ordnung, es machte satt, so mit Speck, Käse und Weißbrot.

Wir redeten dann noch lange in englisch, das sie ganz gut spricht, und gegen 1:00 Uhr kam ich zum schlafen. Ileana zog mit ihrem Sohn für die Dauer meines Aufenthalts zu ihren Eltern, und ich hatte die Zwei-Zimmer-Wohnung für mich. Mir war das etwas peinlich, ich bot an, meinen Schlafsack und die Luftmatratze zu nehmen, aber es gab keine Diskussion und ich fügte mich ins Schicksal.