Ein Fahrtag ohne Höhepunkte sollte es werden. 7:30 Uhr stand ich auf und war dann um 9:30 Uhr zum Start bereit. Für Ileana hinterließ ich den deutsch-rumänischen Sprachführer, einen Brief und etwas Geld.

Bevor es losging, schaute ich noch bei der Post vorbei und verabschiedete mich von Ileana. Ich traf dort auch ihre Mutter, von der ich gestern noch ein Foto in Pose mit Heubündel gemacht hatte.

Dann ging´s los - ich tankte noch so bald wie möglich und versuchte, das restliche rumänische Geld vollständig auszugeben - über Croissants und Waffeln.

Um 10:40 Uhr kam ich in den Bergen in einen Stau. Sofort kamen Typen an, die Kristallgläser verkaufen wollten, ein Behinderter humpelte mit Krücke an der Autoschlange vorbei und erhielt wahrscheinlich mehr Geld als die Gläserverkäufer. Nach einer halben Stunde Wartezeit kam die Polizei vorbeigefahren, nach einer dreiviertel Stunde der Krankenwagen. Ich schrieb in der Zeit ins Reisetagebuch. 12:10 Uhr ging es dann endlich weiter, aber auch weiterhin mit vielen Unterbrechungen wegen Straßenbau und Schritttempo. Es ging nicht so recht vorwärts.

Zwischendrin eine Tempo-40-Strecke, und eine Polizeikontrolle, in die ich diesmal tappte. Der Officer zeige mir die Videoaufnahme mittels deutscher Technik (die er sehr lobte) - ich war dort recht schnell gewesen und es hieß gleich, es wird sehr teuer. 100 Euro für das Vergehen, bei 30 Euro würden die Strafen losgehen. Irgendwo sah ich auch in den Papieren noch etwas von 900.000 Lei. Ich musste erst mal nach Luft schnappen, erzählte noch ein wenig, was ich so tue in Rumänien und ging erst mal zum Auto, um Geld zu holen. Als ich zurückkam, meinte der Officer, mit den 30 Euro, die ich in der Hand hatte, sei es getan, allerdings ohne Quittung. Mit Quittung würden es 100 Euro werden. Entweder - oder, verbunden mit einem undefinierbaren Lächeln. Ich entschied mich für "ohne Quittung" - 30 Euro wären genug für mich, dachte ich mir so, trotz aller kleinen Unkorrektheiten.

Die Stadtdurchfahrten sind auf einer solchen Tour am schlimmsten. Es gibt keine richtig angezeichneten Spuren, aber drei Autos fahren trotzdem nebeneinander, wechseln auch ständig von links nach rechts und zurück, wie es gerade passt. Mal ist es ungünstig, links zu fahren, weil dort die Linksabbieger warten, dann wieder ist es in der Mitte ungünstiger, weil sich von rechts her alles staut. Fußgänger laufen an Zebrastreifen einfach los und wenn sie erst mal auf der Straße sind, lassen sie sich unglaublich viel Zeit, bummeln geradezu.

Damit muss man rechnen. Es ist nicht so recht auszumachen, wie Autofahrer und Fußgänger aufeinander reagieren. Mal rasen die Autos einfach durch, und niemand geht auf die Straße, dann wieder springen die Leute einfach los und der Verkehr hält. In Ängsten um meine hintere Stoßstange standen mir manchmal die Haare zu berge. Ich war jedenfalls froh, als Pilesti und Bukarest vorbei waren.

18:00 Uhr langte ich in Georgiu an und begann, die Grenzbrücke über die Donau zu suchen. Ich fuhr dann öfters hin und her - es ist völlig unzureichend ausgeschildert, wo es lang geht. 19:00 Uhr war ich dann endlich da. Es wurde die bisher umständlichste Überfahrt, und ich hatte den Eindruck, mit all den Formularen und Gebühren sei eine Art Abschreckung beabsichtigt.

Die Beamten machten auch auf beiden Seiten den altbekannten Eindruck, man sei hier Bittsteller und Untergebener und könne wirklich froh sein, wenn man nicht noch einen Tritt bekommt. Für die Brückenüberfahrt muss man zahlen, seltsamerweise zahlte ich gleich zweimal mit ziemlich ähnlichen Quittungen. Auf der anderen Seite dann 9 Euro Straßengebühr und 2 Euro für die Desinfektion (man fährt da durch ein Becken mit irgendeiner Flüssigkeit). An der nächsten Kontrolle bekam ich ein Formular, auf dem die Zeit meines Grenzübertrittes stand. Sollte ich nicht innerhalb 48 Stunden das Land verlassen, so müsste ich mich mit der Adresse, wo ich dann wohne, bei der örtlichen Polizeistation melden.

Das Ganze machte es mir nicht gerade leicht, dem Land gegenüber aufgeschlossen und unbeschwert zu sein, und so beschloss ich, so schnell wie möglich zur nächsten Grenze durchs Land zu preschen. Auffällig war gleich wieder die Straßenbeschilderung in russischer Schrift, zum Glück kann ich das ja noch ein wenig entziffern, zumindest die Buchstaben sind mir noch geläufig. In Veliko Tornovo wollte ich übernachten, suchte nach längerer Nachtfahrt ein Hotel. Dort wären allerdings 40 Euro für die Nacht fällig gewesen, und so fuhr ich durch die Stadt durch, weil sich auf der Strecke auch nicht recht was anderes finden wollte. Am Stadtrand war ich dann erst einmal Tanken - es schien ein Problem zu sein für Euro-Bargeld zu tanken, aber schließlich war die freundliche Besatzung dann doch bereit, Euro zu nehmen. Gegen 23:00 Uhr, an der Straße Richtung Sofia, stellte ich das Auto einfach auf einen Parkplatz und übernachtete dort. Etwas Bedenken hatte ich, aber es kam die ganze Nacht über niemand vorbei.