meine eigene Meinung ...
... will ich auch nicht verbergen:
Es gibt viele Möglichkeiten, die Wirklichkeit zu begreifen. So wie man aufwächst, bildet man Meinungen, die je nach den gemachten Erfahrungen verschieden sein können. Was interessant ist, ist zu begreifen, warum ein Anderer so denkt wie er denkt und nicht sofort zu verurteilen, was man nicht begreift. So kann man einen Konsens finden oder eine ablehnende Meinung bilden.

Was destruktive Kulte und Sekten betrifft, so schließen diese gerade die freie Meinungsbildung aus und lassen nur eigene Gesetze gelten. Das ist allerdings meist nicht sofort zu erkennen. Man wird mit vermeintlich guten oder verlockenden Ideen geködert, geschluckt und im Sinne der Sekte verwurstet. Man fühlt sich vielleicht sogar noch wohl dabei, wird aber mehr und mehr fremdbestimmt. Die negativen Folgen können sein, dass man in der "normalen Welt", dh. außerhalb der Sekte nicht mehr klarkommt, dass man durch meditative und andere Experimente psychisch Schaden nimmt oder in harmloseren Fällen nur finanziell abgezockt wird (das läßt sich noch am ehesten wieder hinbiegen).
Gerade Sekten pochen dabei immer wieder auf das Recht der freien Meinungsäußerung, auf Toleranz und stellen sich als Märtyrer für eine gute Sache dar. Für die ist das allerdings eine Einbahnstraße, denn wer nicht ihrer Meinung ist, wird zum Feind erklärt, bedroht und bisweilen vernichtet.
Die Sekte verspricht oft ideale Lösungen - die gibt es aber in RealLife nicht. Vielmehr muß man sich mit realen Problemen auseinandersetzen, mit äußeren Widrigkeiten und persönlichen Schwächen.
Nährböden für Sekten sind übertriebene Erwartungshaltungen an sich und an das Leben, persönliche Schwächen bzw. die Unfähigkeit mit Problemen klarzukommen und gesellschaftliche Zustände, die bestimmte Lebensbedürfnisse oder Sehnsüchte nicht befriedigen. Sekten zeigen somit einfach auch Defizite oder negative Verhältnisse auf, die bestehen. Manche Idee, die aus religiösen Kreisen kommt, kann durchaus Werte vermitteln und Fehlentwicklungen aufzeigen oder korrigieren. Das gilt nicht für Sekten, die entweder herrschende Mißstände noch auf die Spitze treiben (z.B. Egozentrik) oder extremistische Gegenbewegungen (z.B. Aufgabe jeder persönlichen Meinung für die Gemeinschaft) kreieren.

Insofern lassen sich die meisten großen politischen und große religiöse Gruppen betreffende Bewegungen nicht mit Sekten vergleichen. Diese Gruppen sind näher am Leben dran, währenddem Sekten Extremismus bedeuten. Man kann nur bei beidem ähnliche Gesetzmäßigkeiten erkennen - und darauf berufen sich auch Sekten gerne. "Ihr macht doch das Gleiche wie wir, nur daß Ihr die Macht habt - wir wollen die gleichen Rechte" heißt es da.

Die großen politischen Parteien im Westen bewegen sich fast alle im Konsens, was die gesellschaftliche Struktur der westlichen Welt betrifft. Sie unterwerfen die Entwicklung mehr oder weniger dem Markt und stehen damit im Gegensatz zu Bewegungen, die noch bis vor kurzem zumindest behaupteten, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen (sie verwechselten allerdings den Menschen mit einer Ideologie oder bauten diktatorische Systeme auf, die eher mit einer Monarchie zu vergleichen wären). Das ganze System derzeit ist immer noch recht ausgeglichen (zumindest uns in Europa geht es gut ;-), obwohl meiner Meinung nach dem Markt zu viel Freiheit gegeben wird. So läuft die Entwicklung dahin, dass die Wirtschaft der Politik diktiert und moralische Schranken immer weniger eine Rolle spielen. Extremismus ist dafür aber keine Lösung, weder politisch noch durch religiöse Übersteigerungen.

Gegen extreme Meinungen hilft sicher, sie als extrem zu entlarven und all ihre negativen Wirkungen aufzuzeigen. Wenn die Leute nicht wissen, was für Schäden sie davontragen können, sind sie sicher von den positiven Argumenten leichter zu überzeugen. Diese Aufklärung findet meist nicht statt - keiner weiß, wie so eine Sekte wirkt oder funktioniert, obwohl ständig pauschal behauptet wird, Sekten seien böse. Die pauschale Abwertung aber kann leicht als Gängelei ausgelegt werden und arbeitet den Sekten eher noch in die Hände. Die Meinung, dass Leute, die sich von Sekten einfangen lassen, Bekloppte sein müssen, ist weit verbreitet und zeugt nur davon, dass die Funktionsweise solcher Gruppen nicht bekannt ist.

Übrigens: Manchen der Andersdenkenden die Freiheit zu lassen bedeutet die eigene zu verlieren.