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Wanderung durch den Märchenwald

Oceano hatte unseren Ausflugsplan umgestellt, so dass die im Reisepreis enthaltene Wanderung jetzt schon am Donnerstag ansteht und nicht erst nächste Woche. Bevor das fest stand, hatten wir allerdings für heute schon die Wanderung mit dem Biologen Dieter Scriba gebucht, und wie sich herausstellte, ist die Strecke zu einem Teil ziemlich ähnlich. Aber es gab auch einige Unterschiede, und wir waren heute vor allem gespannt auf die Erläuterungen zu Flora und Fauna.

Wir machten jedenfalls heute ab 9:30 Uhr mit. Es ging mit dem Auto und zusammen mit noch zwei Ausflüglern erst einmal nach Arure. Am Stausee begann dann die Wanderung durch den Lorbeerwald.

Kurz nach Arure begegnete uns ein Hirte

Der Vorteil war, dass der Biologe ausführlich über die Pflanzenwelt und die klimatischen Bedingungen sowie über die Geologie und Entstehungsgeschichte der Inseln Auskunft geben konnte. In den etwa 3,5 Stunden Wanderung gab es so eine immense Fülle an Infos. Einige Pflanzen konnten gekostet werden, wie Lorbeerblätter, Gakelbaumfrüchte, Blätter von Minzearten, Fenchel und vieles Andere.


Da ist er, der Gakelstrauch. Die Früchte kann man essen, wenn sie schwarz sind. Sie geben nicht viel her, sind etwas mehlig und süß - aber bevor hier andere Kulturpflanzen auf die Insel kamen, war es wohl eine gute Nascherei.

Am Anfang ist die Gegend nur karg bewachsen, und irgendwann kommt man an die Grenze des Nationalparks - da beginnen dann schon die immer höher werdenden Bäume.





Wir liefen durch den Moosbehangenen Wald bis zu einem Rastplatz an der Fernverkehrsstraße. Die überquerten wir und gingen einige Zeit den Nordhang hinunter, wo die Passat-Wolken aufsteigen und alles durchfeuchten.



Der Wald wirkt hier wie verzaubert, die Stimmung ist unglaublich.

Das Moos wächst hier an allem, was nicht weglaufen kann - es saugt die Feuchtigkeit aus den Wolken, und so tropft es überall auf den Waldboden, der dadurch genügend Feuchtigkeit für die hohen Bäume bekommt.

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Ein Blick ins Tal, in dem die Wolken eine richtige Waschküche anrichten.

Es ging dann wieder den Hang hoch zur Straße, und auf der anderen Seite Richtung Las Hayas. Wir kamen dort aus dem Wald, und die Hitze kam wie eine Wand. Offenbar gab es eine neue Wetterlage - die kühlen Passatwinde hatten gewechselt zu den aus Afrika wehenden Kalimera-Winden, die heiß und trocken sind, wie ein Föhn auf oberster Heizstufe.

Ausblick in der Nähe von Las Hayas. Man sieht auch in der Ferne eine der Nachbarinseln, vermutlich El Hierro.

Wir kehrten in Las Hayas erst einmal ein bei Ephigenia - ein Inselunikum - die seit 40 Jahren täglich das gleiche inseltypische vegetarische Essen serviert. Das zog sich in mehreren Gängen über Stunden hin. Und lecker, wenn auch ungewohnt. Selbst gemachter Wein war auch dabei, und offenbar war überhaupt Vieles im Essen direkt aus dem Gemüsegarten.


Es gibt hier eine Zeremonie, die Donna Ephigenia an jedem Tisch selbst durchführt. Zuerst wird erklärt, was es Gutes gibt und dann bekommt einer der Gäste einen Bissen Gofio mit Mojo Rojo (gesprochen Mocho Rocho) verabreicht. Nett, und man braucht auch kein Spanisch zu verstehen und weiß trotzdem, was gemeint ist.

Blick zurück Richtung Las Hayas und zum Tafelberg, an dem wir hier noch etwas näher dran waren als neulich.

Die letzte halbe Stunde Wanderung war dann sehr heiß. Gegen 17 Uhr waren wir wieder zurück am Auto, und die Temperatur beim Herunterfahren wechselte von etwa 38 Grad oben zu 26 Grad unten am Meer. Gewöhnlich ist es oben kühler, aber wie erwähnt - die afrikanischen Winde drehen alles um.

... für Google Earth hier die .kmz-Datei zum herunterladen.
Die Positionen sind nur so ungefähr bestimmt.

Stachelige Bekanntschaft

Nachdem ich mich unter der Dusche wieder zum Menschen gemacht hatte, gingen wir runter zur Eisbar und stopften uns voll Eis. Dann legte sich Heike am Strand eine Weile in die untergehende Sonne, und ich vergnügte mich an den Ufersteinen und im Wasser mit Einsiedlerkrebsen, Krabben und dann verschiedenem Meeresgetier. Die blau leuchtenden Fische waren wieder da, und dann entdeckte ich einige Seeigel. Angucken war schön.

Im Sand steckten halb vergraben irgendwelche seltsamen Viecher, und als ich vorsichtig mit dem Fuß daneben herumwirbelte, gaben sie sich als kleine Tintenfische zu erkennen. Die waren allerdings rasend schnell weg. Tinte habe ich nicht gesehen.

Als ich später versuchte, an einem größeren Felsbrocken hochzuklettern, stach mich etwas in den Fuß - nur ganz kurz, dann war ich vor Schreck zurückgesprungen. Ich schaute dann noch mal unter Wasser nach, und es waren Seeigel, die sich an der Seite des Felsbrockens niedergelassen hatten. Ich schwamm dann schnell zum Strand und humpelte über den Sand, um Heike mein Leid zu klagen und mich eventuell zum Sterben hinzulegen. Auftreten ging jedenfalls überhaupt nicht.

Wir versuchten dann irgendwie, den Stachel mit einer Nadel herauszupuhlen, aber das brachte nichts. Bei Oceano erreichten wir niemanden, und die Ambulanz hatte nach 20 Uhr auch schon geschlossen. Also rief ich bei Ute in Schlunzig, in Deutschland an, um sie im Internet nach "Seeigel, Fuß, Stachel" suchen zu lassen. Zumindest wollte ich wissen, wie lange ich noch zu leben hätte.

Und wirklich fand sie die Info: das Vieh ist schon mal nicht giftig, und die Stacheln sollte man mit Essig- oder Zitronensäure auflösen (der Kalk würde sich dabei einfach zersetzen).

Eine Zitrone hatten wir, und so wagte ich das Experiment. Mit dem Wattetupfer ging es ganz gut, und später klebte ich noch ein zitronensäuregetränktes Pflaster auf. Inzwischen bin ich schon mit den Wanderschuhen ohne Schmerzen ein Stück gelaufen. Für die Wanderung morgen sieht es also gut aus (ich dachte schon, das hat sich erledigt).

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