.
Xian:
Radfahrt auf der Stadtmauer - Trommelturm - Muslimisches Viertel
Geschrieben am 15.09.2011 um 06:50
Schlafen ließ sich recht gut im Zug, und die Toiletten sind die üblichen Hock-Klos. Die Fahrt ging am Morgen erst noch durch hügeliges Gebiet, das ich in ähnlicher Form aus Europa nicht kenne, später wurde es flacher und es gab riesige Mais-Felder zu sehen, und Obstplantagen, und kleinere Felder mit Gemüse.
Ca. 8:30 in Xian angekommen. Vorm Bahnhof wieder ein Mann mit Schild, der uns und ein paar andere Reisende abholte, und nur uns ins Bell-Tower-Hotel brachte. Sehr schön, dass wir gleich das Zimmer belegen konnten - nach der langen Fahrt war es super, zu duschen und noch ein wenig die Sachen zu ordnen. Das Zimmer ist riesig im Vergleich zum vorigen, wir blicken vom Balkon aus direkt zu den beiden Türmen rüber - den Trommelturm und den Glockenturm, um den der Verkehr verrückt herumkreiselt. Internet funktioniert - also alles bestens.
Wir hatten dann doch noch eine ganze Weile zu tun, um unsere Sachen zu ordnen und ein Schläfchen zu halten - im Zug war zwar ganz gut zu schlafen, aber es ist wohl auch wie in dem alten Indianerspruch - man muss erst mal warten, bis auch die Seele angekommen ist, vor allem, wenn man so schnell reist.
So gegen 14 Uhr waren wir dann so weit, die Stadt zu erkunden. Ich hatte schon recherchiert, was wir tun wollten - vom Südtor aus (7 min vom Hotel) mit geliehenem Rad auf der Stadtmauer einmal um die Innenstadt fahren, und später dann, um 17 Uhr nach unserer Information, am Trommelturm den Trommeln lauschen. Aber erst kam der Hunger und mit ihm ein Pizza-Hut (oder umgedreht?), und dann fanden wir den Eingang zur Stadtmauer am Südtor nicht gleich (mussten erst durchs Tor und von außen rein). Für 40 Yuan pro Person ging es dann erst um 15 Uhr auf die Mauer. Wir liehen ein Tandem, das erschien uns lustiger, für 40 Yuan (und 200 Yuan Kaution), und los gings.
Die Mauer stammt zum Teil aus dem 6. Jahrhundert, und ist sehr breit und wohl die größte und besterhaltene Stadtmauer Chinas, und damit vermutlich der ganzen Welt. Hier trifft sich auch wieder einmal auf ganz verrückte Art die Historie mit der Moderne von der Mauer aus kann man die neuesten Glaspaläste sehen, oder auch potthässliche Betonbunker, je nachdem, was man davon hält und wie der Architekt gerade heißt auf jeden Fall beeindruckt das wuchernde Baugeschehen, und abundzu ist auch ein wirklich gelungenes Stück dabei. Ganz verbreitet sind die Quader, die oben einen Hut aus traditionell anmutenden Elementen tragen, aber es gibt auch regelrecht durchgestylte Gebäude, die in allen Teilen eine Verbindung von Tradition und Moderne eingehen - es macht jedenfalls Spaß, da auf Entdeckungsreise zu gehen.
.
|
.
... diese Kombination ist dann doch etwas seltsam.
Wir fuhren mit dem Rad ganz gutes Tempo, für 100 min hatten wir es geliehen, und das erschien uns ausreichend für die ca. 8 km. Dann kam ich aber doch ins Fotografieren und Filmen, und dabei verzählte ich mich wohl auch in den 4 Ecken, so dass wir es fast nicht geschafft hätten in der gebuchten Zeit. Die Räder sind auch nicht sonderlich gut gepolstert oder eingestellt, es wurde gegen Ende dann richtig anstrengend, und wir haben uns gründlich verschätzt in der Strecke - es war viel länger als gedacht.
Es war dann auch schon zu spät für die "Show" auf dem Trommelturm. Wir schlenderten trotzdem hin, und kletterten hoch, und genossen das schöne Ambiente und den Ausblick auf die Stadt.
Hinterher bogen wir hinter dem Turm in die Verkaufsgassen des muslimischen Viertels ein, auch auf der Suche nach Essbarem. Ein wenig hatte ich Bedenken, da lebend wieder raus zu kommen, nach den Erfahrungen an der großen Mauer. Aber die Händler waren irgendwie friedlicher, vielleicht haben die dort schon gelernt, dass es nix bringt, die Kunden zu piesacken. Wir konnten also relativ unbehelligt durchlaufen, durch Unmengen an Verkaufsständen und Läden, die einer am anderen klebten, und die vor Buntheit strotzten. Selbst durch die manchmal nur schulterbreiten Gänge kamen manchmal noch Fahrräder gedüst - eigentlich unmöglich, aber die Leute spritzten beiseite, und es ging. Wir kamen dann auf breitere Gassen, und da gab es auch etwas zu Essen - wir trauten uns nur nicht, zuzulangen bei den ganzen fleischlichen Genüssen, die da direkt an der Straße zerhackt und gebraten wurden, und als wir uns gerade entschieden hatten, doch in ein größeres "Restaurant" zu gehen, stürmten da 30 Leute einer Reisegruppe rein und wir hatten einen Grund "es doch nicht zu tun" - weil "so lange wollten wir jetzt auch nicht warten". Na - wir landeten dann wieder beim Pizza-Hut, wo es auch nicht nur Pizza gab. Zumindest fühlten wir uns etwas mehr in Sicherheit ;-)
.
|