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Cu Chi
8:30 Uhr fuhr wieder der Bus - heute nach Cu Chi, einem Außenbezirk vom heutigen Ho-Chi-Minh-Stadt, in dem im Vietnamkrieg der Partisanenkampf tobte. Auf der 70km-Hinfahrt, die etwa 1,5 Stunden währte, lief ein Informationsfilm zu der ganzen Sache, mit einem gewissen Anteil an Propaganda. Propaganda erkennt man ja ganz allgemein daran, dass die Rollen klar verteilt sind zwischen Bösewicht und Rettergestalt - ähnlich wie im Märchen. Die Wirklichkeit ist meist komplizierter. Wie auch immer, die Vietnamesen haben damals jedenfalls ganz schön gelitten und eben mit unkonventionellen Mitteln versucht, einen technisch überlegenen Feind zu schlagen. Dazu haben sie ein riesiges Tunnelsystem angelegt, um in einem strategisch wichtigen Gebiet die Oberhand zu bekommen, haben jahrelang unter der Erde gelebt und von dort aus immer wieder den Feind - die Südvietnamesen und verbündeten Amerikaner - attackiert. Wie damals "gelebt" wurde, ist schon verblüffend, und der Einfallsreichtum nötigt Respekt ab.
Das Museumsgelände ist nach unserem Eindruck sehr informativ und interessant aufgearbeitet - man bekommt einen umfassenden Überblick über das, was damals so im Zusammenhang passiert ist, und kann an vielen Stellen auch selbst Dinge ausprobieren. Für die Besucher sind zum Beispiel einige Gänge etwas vergrößert, auf 80 cm Höhe - ansonsten würde kein Europäer da reinpassen. Ich habs mit dem kürzesten Gang einmal ausprobiert - 20 Meter lang, von einem Erdloch zum nächsten. Vor mir war jemand, der konnte da noch gebückt durchgehen, Oberkörper rechtwinklig nach vorn. Bei mir ging das nicht mehr, ich watschlete im Entengang durch und war danach echt fertig auf den Knien. Irre fand ich auch, wie damals aus Bomben-Blindgängern eigene Waffen gebaut wurden, mit welch gruseligen Fallen man im Wald rechnen musste, und wie man aus Autoreifen Sandalen macht. Die ganze Zeit über, in der man durch den Wald von Station zu Station wandert, hört man von Ferne ständig Schüsse. Das macht die Sache noch einmal lebendiger - die Idee einen Schießplatz ins Museum zu integrieren, passt in diesem Zusammenhang sehr gut - wer mag kann für einen Dollar das Stück Munition kaufen und dort verballern. Schließlich, am Ende, gabs noch eine Runde Tee und Maniok-Wurzeln zum Probieren, das war dann wieder das schöne Leben.
Wie schon gesagt, ich finde es ganz gut, über solche Sachen bescheid zu wissen, aber eigentlich sollte man eher darauf bedacht sein, wie man friedlich miteinander klar kommt,anstatt wie Manche einen Abenteuerspielplatz in so einer Sache zu sehen.
Mein Ding war dann wieder eher die Hin- und Rückfahrt, bei der wir viel vom Leben auf den Straßen und die Straßen entlang mitbekommen konnten. Es gibt ähnlich wie in China lange Straßenzüge, in denen jeweils ähnliche Produkte angeboten werden. Hunderte Meter nur Geschäfte mit Möbeln, dann mit Heiligenfiguren, Märkte mit ausufernd vielfältigem Gartenbedarf, auch Bauschulen mit Bonsai-Bäumen, bei denen die Schale zum Teil bis zu zwei Meter Durchmesser erreicht (ist dann natürlich irgendwie widersprüchlich, da man bei Bonsai gewöhnlich an kleine Bäume denkt). Dann Sanitärbedarf, Särge in Mengen, Safes, und schließlich Fahrräder, an denen hunderte Beutel mit Zierfischen hängen.
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Wieder zurück in der Stadt, war noch etwas Zeit bis zum nächsten Programmpunkt - 14:30 Uhr setzten wir uns in ein Cafe am Präsidentenpalast, und schlürften Tee, bis der Spezialkaffee kam - ein krasses Gebräu, bei dem der Kaffee über eine viertel Stunde lang durch verschiedene Siebe in einem kleinen Metalltöpfchen läuft, das direkt auf der Tasse sitzt. Heraus kommt dabei etwas recht Starkes - und es gab heiße Diskussionen in der Gruppe, ob man das nun trinken könne oder den Herzkasper lieber auslässt.
Musikalische Familie zeigt ihr Handwerkszeug
Der Nachmittag war mit einem richtig schönen Programmpunkt versehen. Mit dem Bus ging es in einen anderen Stadtteil, in dem wir auf eine Familie trafen, die in Generationen traditionelle Musik pflegt.
Das war alles sehr sympathisch - in einem Vorführraum trafen wir auf zwei der Musiker, bekamen Tee und bekamen viel über das ganze traditionelle Musikleben in Vietnam zu hören - unser Guide übersetzte ins Deutsche. Es war vor allem sehr lebendig, weil wir als Publikum eingeladen waren, selbst auszuprobieren und Fragen zu stellen. Die hatten es drauf, die Leute neugierig zu machen, und das ist wohl auch das Beste, um Interesse zu wecken.
Es gibt auf youtube eine kurze Dokumentation über diese Sache - unter https://www.youtube.com/watch?v=s77axft0who
Leider kam keine Geige zum Einsatz, aber ich hatte auch so genügend schöne Momente.
Immer wieder interessant ist Dan Bao, eine einsaitiges Instrument, das einen sehr schönen Klang hatte. Ich versuchte mich daran eine Weile - dass das Gerät richtig anspringt, hatte bei mir wahrscheinlich viel mit Zufall zu tun - es ist etwas kniffelig, mit dem Handballen die Saite abzudämpfen und beim Zupfen mit einem Bambusspatel die Saite dann wieder loszulassen.
Wir waren relativ spät zurück am Hotel, und wieder hat uns die Müdigkeit erst einmal dahingerafft, bis wir später dann so um 20:30 Uhr herum wieder raus gingen. Erst einmal über den Nachtmarkt, dann liefen wir Richtung Hochhäuser und Zentrum, um etwas Leckeres zu bekommen. In der Nähe vom alten Rathaus wurden wir dann fündig, bestellten da 6 oder 7 verschiedene kleine Speisen und probierten den bunten Tisch fröhlich durch, immer auch im Blick, nicht zu viel Salat und frisches Grün zu erwischen, weil da böse magenverstörende Biester drin wohnen könnten.
So um 0:00 Uhr waren wir dann wieder zurück im Hotel, und außer ein paar Versuchen, die Bilder aufzubereiten, konnte ich nichts mehr bewegen.
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