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Über die Grenze
Gruselig war es heute mit dem Aufstehen - schon 5 Uhr klingelte der Wecker, und extra für uns begann das Frühstück schon 5:45 Uhr. Das alles war wohl für das Tagesprogramm wichtig, um genügend Zeit für die Fahrt über die Grenze zu Kambodscha zu haben.
Die Ansichtskarten gaben wir beim Guide ab, der sie in Saigon in die Post geben will. Unsere Gruppe hatte Geld gesammelt, und wir verabschiedeneten den Fahrer und den Guide mit einer passenden Summe.
6:15 Uhr fuhren wir mit dem Bus zur Boots-Anlegestelle, und dann gings mit dem Speedboot auf dem Mekong Richtung Grenze. Wir setzten uns extra ins Freie und ließen uns den Fahrtwind um die Köpfe wehen - das war sehr angenehm. Überhaupt war es eine ganz herrliche Sache, so mit 30 Stundenkilometern auf dem Fluss dahinzubrausen - die Landschaft war sehr schön, und im Unterschied zum Bus störte auch keine Scheibe beim Fotografieren. Schwimmende Häuser, Boote, Lastkähne auf einer weiten Wasserfläche, die eher wie ein riesiger See denn wie ein Fluss wirkte. An den Ufern konnten wir Bauern bei der Arbeit sehen, es wurden Lastkähne be- und entladen, und schließlich waren wir an der Grenze.
Unsere Reisepässe mit den Visaanträgen waren eingesammelt worden - ein Passbild musste dabei sein - und nachdem es da ziemliche Unklarheiten gegeben hatte, gaben wir einfach 70 Euro für uns beide, für die Visakosten, an die Leute vom Boot, und die regelten das mit dem Tausch in die nötigen Dollar - gaben auch 4 Dollar zurück. Gestern hatte es noch geheißen, wir sollten bei unseren Mitreisenden Dollar tauschen - die Banken hatten ja wegen Sonntag geschlossen - und jetzt war es dann doch einfacher. Der ganze Tanz um die Visabeschaffung war wieder einer dieser Punkte, der uns zweifeln lässt, ob die Reiseorganisation überhaupt schon mal Erfahrungen damit und mit anderen nötigen Dingen gesammelt hat.
Zuerst ging es in eine schwimmende Geldtausch-Station. Hier tauschte ich die Rester der vietnamesischen Währung (man darf sie nicht ausführen) und noch dazu 50 Euro als Startkapital in die kambodscheanische Landeswährung - den Real. Der Kurs liegt ganz anders als bei der vietnamesischen Währung - jedenfalls sind wir jetzt keine Millionäre mehr, man bekommt Scheine mit etwa einer Null weniger für den Euro. So richtig klar war uns das Ganze nicht - aber es ist wohl so, dass in Kambodscha am liebsten der Dollar genommen wird, noch vor der eigenen Landeswährung. Aber das ist an sich kein Problem, mit Real kommt man genau so durch.
Nach einer weiteren kurzen Strecke auf dem Wasser legten wir dann bei der Einwanderungsbehörde an. Hier saßen etwa 10 Männer in Uniform in einem Park oder Garten an einem großen Tisch und bearbeiteten unsere Pässe, währenddem wir nebenan in einem Zierfischteich Kois und Goldfische beobachteten, und uns ansonsten über die Betriebsamkeit mit unseren Pässen amüsierten - fotografieren durften wir das leider nicht. War ein Pass mit Visum versehen, dann konnte man noch zu einer weiteren Stelle laufen, wo noch ein wichtiger Stempel hinzukam. 8:30 Uhr waren wir alle damit durch, und es ging weiter auf dem Mekong mit dem Speedboot - noch ca. 60 bis 80 km weit.
Die typischen Tempel tauchten nun immer wieder auf, und etwa 40/50 km vor Pnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha, war eine riesige Brücke über den Mekong zu sehen, die von den Japanern gebaut wurde. Der Fluss wird ansonsten eher mit Fähren überwunden, von denen wir auch einige sahen - gefüllt vor allem mit Motor-Rollern.
Auf dem Boot gab es dann so etwa wie im Flugzeug eine Asiette mit etwas zu Essen, und immer mal wieder Wasser oder auch Bier. Ich habe auch mal nachgemessen - bis Zwickau sind es heute etwa 9200 km Luftlinie, und von der Grenze bis Phnom Penh auf dem Wasser etwa 70-80 km.
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Glanz und Pracht - Paläste, Tempel und Museum in Phnom Penh - und unser Guide empfiehlt Amok
Phnom Penh - hier wurden wir am Ufer von unserem neuen Guide begrüßt, der uns schnell zum Bus leitete - es ging ins Hotel zum Einchecken, und 12:30 Uhr war auch das erledigt - nachdem es Verwirrung um unser Zimmer gab. Die Zimmernummer sah geschrieben aus wie 319, die war aber noch nicht bezugsfertig, und es dauerte eine Weile, bis wir mitbekamen, dass die 213 gemeint war. Aber alles gut jetzt. Da die Etagen mit ihren Verbindungsgängen zum Teil nach draußen offen sind, gibt es hier an den Wänden viele Geckos, die überall herumhuschen und hoffentlich ein paar Mücken erledigen, von denen es hier jetzt doch immer mehr gibt.
Wir hatten noch etwas Zeit bis 14 Uhr, dann begann die Stadtrundfahrt. Unsere neuer Guide scheint eine lebende Wissens-Maschine zu sein - das ist sehr informativ, aber auch anstrengend. In Phnom Penh sind derzeit etwa 32 Grad, bis April steigt das an bis zu 45 Grad - dann ist Neujahrsfest. Kambodscha ist eine Monarchie, das System ist aber mit den Zuständigkeiten etwas undurchsichtig konstruiert, und der König mischt sich nicht in die Politik ein - es sei denn er dankt ab, dann darf er auch wieder in die Politik gehen. Bei der Wahl des Königs haben mehrere Seiten etwas zu sagen, und ansonsten gibt es eben noch das Mehrparteiensystem, das die eigentliche Politik macht.
Der Königspalast ist nur zum Teil zugänglich - das ändert sich auch immer einmal, je nachdem, wo sich der König gerade aufhält. Auf jeden Fall ist die ganze Anlage sehr gut in Schuss, und als Tourist ist man geblendet von der Schönheit der Gebäude und Ausstattungen. Man bekommt da eine ganze Menge zu sehen, auch den Thronsaal, der allerdings nicht fotografiert werden darf. Man merkt einfach, dass das hier kein Museum ist, sondern noch in Gebrauch und Funktion. Das was woanders, zum Beispiel in China, nur noch als Historie und Staffage vorgezeigt wird, läuft hier noch wie seit langer Zeit, und es ist irgendwie unglaublich, dass man da in ein System schaut, das einem sonst nur aus der Historie bekannt ist.
Neben den Fotografierverboten und bestimmten anderen Beschränkungen im Zugang, gibt es für die religiösen Stätten auch Bekleidungsvorschriften. So werden die Schuhe abgelegt, die Schultern müssen bedeckt sein, wie auch dreiviertel-lange Hemdärmel und Hosenbeine sind vorgeschrieben. Die Mütze muss abgenommen werden. Dafür bekommt man dann aber auch prunkvolle Sachen zu sehen.
Das Nationalmuseum ist gefüllt mit Skulpturen aus dem ganzen Land, und unser Guide erzählte wie ein Buch über all das, was symbolisch hinter diesen Dingen steckt. Vieles kommt aus dem Buddhismus besonderer Ausprägung, oder auch aus dem Hinduismus. Die Geschichten um Götterfiguren sind für mich schon immer ausufernd und verwirrend gewesen - wie es bei den Griechen viele Götter gegeben hat, so ist es auch hier eine Vielzahl, bei denen man kaum in den Verwandtschafts-Verhältnissen durchsieht. Mit der Zeit tauchen aber bestimmte Dinge immer wieder auf, und der Götterkosmos wird immer durchsichtiger, auch wenn es von der Grundlage her zum Teil unlogische Zaubergeschichten sind.
18 Uhr waren wir zurück am Hotel, und nachdem ich erst mal wieder von der Wärme und Informationsflut wie erschossen herumlag, schaltete Heike den Fernseher ein. Das brachte mich wieder hoch - da lief ein Karaoke-Programm, mit der allgegenwärtigen Kringelzeichenschrift (die verwandt mit dem indischen Sanskrit ist) zum Ablesen und Musik, die sich zwischen Tradition und Schlager bewegte - auf jeden Fall sehr kitschig mit viel Herzschmerz und zum Beispiel einem Soldaten, der sich verwundet mit ein paar Kameraden durch den Wald schlägt, furchtbar leidet und an die schöne Zeit mit seiner Geliebten denkt.
Gegen 20 Uhr zogen wir dann los, um etwas Essbares zu finden - wir hatten einen Tipp vom Guide und hatten es so verstanden, dass es da ein Restaurant mit dem Namen "Amok" gibt, wo etwas Leckeres Traditionelles zu haben ist. Auf dem Weg trafen wir einen Schweizer aus unserer Gruppe, der der Meinung war, mit "Amok" sei ein Gericht gemeint, das es hier und da gibt. So war es dann auch - wir suchten uns in der Nähe des Hotels eine recht schöne Kneipe, und dann gab es "Amok beim Abendessen". Schmeckte sehr gut, erinnerte an indisches Essen und bestand aus einer cremigen Zubereitung einer sehr würzigen Soße, in der Fleisch schwamm, serviert in einer Schale ausgelegt mit Bananenblättern. Dazu gabs Reis und etwas Gemüse. Heike trank eine Kokosnuss aus und wir Männer hielten uns ans lokale Pnom-Penh-Bier. Das Etikett ziert ein dreiköpfiger Elefant - wozu wir heute auch schon mal eine Geschichte gehört hatten - oh weh, wann wir uns das wohl mal merken können. Es ging um einen dreigesichtigen Gott, der sich in einen Elefanten verwandelte, um irgendetwas zu bewirken - und dann damit man seine Herkunft auch jah sehen konnte natürlich drei Elefantenköpfe hatte. Fragt sich noch, warum sich jemand verwandelt, wenn man eh mitbekommt, dass er´s ist. Aber wir lernen gerade ständig dazu...
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